und Tipps zur Kennwortverwaltung
In der Online-Welt begleiten uns Passwörter täglich. In Kombination mit einem Benutzernamen dienen Sie zur Authentifizierung bei einem Online-Shop, der Bank und dem E-Mail-Provider. Um zu verhindern, dass sich fremde Personen oder gar Cyber-Kriminelle in die eigenen Accounts einloggen können, sollten Kennwörter möglichst sicher sein. Wie erreicht man das?
Lesezeit: 20 Minuten.
Inhaltsverzeichnis
Wieso sind starke Kennwörter nötig?
Der Zweck eines Passworts ist, den Zugang zu einem Online-Account (Shop, Bankkonto, E-Mail, ...) nur dem Besitzer des Accounts zu gestatten. Ein starkes Passwort zeichnet sich dadurch aus, dass es schwer zu erraten oder zu ermitteln ist. Es schützt Sie vor Datenklau, Identitätsdiebstahl und finanziellem Verlust. Wenn jemand fremdes diesen Schutz überwinden kann, hat diese Person uneingeschränkt Zugriff auf alle Daten dieses Accounts.
Besonders wichtig sind sichere Kennwörter bei Accounts, die sensible Daten beinhalten, aber natürlich sollten im besten Fall alle Ihre Kennwörter sicher sein.
Was soll schon passieren, wenn ich gehacked werde?
Man sollte so ein Szenario nicht auf die leichte Schulter nehmen. Sollte ein Angreifer ihr E-Mail-Konto übernehmen und das Kennwort ändern, haben Sie ein enormes Problem! Ein Angreifer kann unterschiedliche Ziele verfolgen.
Wie kann ein Angreifer mein Kennwort überhaupt herausfinden?
Es gibt mehr oder weniger ausgefeilte Methoden, ein fremdes Kennwort zu ermitteln.
Viele Menschen glauben, wenn sie ein Kennwort verfremden, indem sie beispielsweise Buchstaben durch ähnlich aussehende Ziffern oder Sonderzeichen (o zu 0, S zu $, E zu 3) austauschen, wären sie auf der sicheren Seite. Leider liegen sie falsch, denn diese Verfremdungen sind natürlich auch Cyber-Kriminellen geläufig und werden bei ihren Angriffen auch angewandt.
Tipps für ein gutes Passwort
Wir haben bisher gelernt, dass ein starkes Kennwort sich dadurch auszeichnet, dass es schwer zu erraten oder zu ermitteln ist. Es muss also komplex sein. Die Komplexität wird erreicht, indem das Kennwort aus möglichst vielen und völlig zufällig aus verschiedenen Zeichenarten besteht. Diese Tipps haben wir für Sie:
Ein starkes Kennwort könnte dann z.B. so aussehen:
%7-ZmQsd*\Vcyen
Eine andere Strategie um sichere Kennwörter zu erhalten kann das sogenannte Diceware-Verfahren sein. Hierfür benötigt man einen normalen Würfel mit sechs Seiten.
Nun würfelt man fünf mal, notiert sich die Zahlenkombination und sucht in einer Diceware-Liste (hier ein Beispiel) anhand der fünfstelligen Zahlenkombination nach dem entsprechenden Wort. Dies wiederholt man, bis man ein Kennwort der gewünschten Länge erhält. Zwischen den einzelnen Wörtern kann man noch ein beliebiges Zeichen setzen.
Ein solches Kennwort könnte dann z.B. so aussehen:
ran-motorsport-klausur-siedler-farce-materie
Kleiner Exkurs: Komplexität berechnen (Entropie)
Man kann die Stärke eines Kennwortes auch berechnen. Die Entropie eines Kennworts ist ein Maß für die Stärke und wird meist in Bits angegeben. Die Entropie alleine reicht nicht aus, um die Sicherheit eines Kennworts zu bestimmen. Aber sie gibt einen guten Anhaltspunkt dafür, wie schwer es ist, das Kennwort zu erraten oder per Brute-Force berechnen zu lassen.
Die Entropie kann man mit folgender Formel berechnen:
E = log2(RL)
E steht für Entropie
R ist die Anzahl der möglichen Zeichen (Zeichenvorrat)
L ist die Länge des Kennworts
Sagen wir, unser Zeichenvorrat für unser Kennwort besteht aus 10 Ziffern (0-9), 26 Großbuchstaben, 26 Kleinbuchstaben (jeweils ohne Umlaute) und einer Auswahl von 20 Sonderzeichen. Dann haben wir 10+26+26+20 = 82 Zeichen zur Verfügung.
Um ein Kennwort aus 8 Zeichen zu bilden haben wir also RL = 828 = 82*82*82*82*82*82*82*82 = 2.044.140.858.654.976 Kombinationsmöglichkeiten.
Diese Zahl scheint schon sehr groß und nicht wirklich vorstellbar. Daher wird stattdessen der Logarithmus zur Basis 2 dieser Zahl gebildet, was in unserem Fall dann ca. 51 Bits entspricht. Denn 251 = 2*2*2*2*2.....*2 ergibt ungefähr unsere 2.044.140.858.654.976 von gerade eben. Eine Erhöhung um 1 Bit verdoppelt die Anzahl der Möglichkeiten.
Bei einem Kennwort, das aus 12 Zeichen besteht, haben wir 92.420.056.270.299.898.187.776 Möglichkeiten. Das entspricht einer Entropie von 76 Bits.
Allerdings: Nach unserer Formel hier wären die beiden Kennwörter P@ssw0rt und mP%7XOwk gleich stark. In Wahrheit ist das zweite Kennwort stärker, da es vollkommen zufällig ist. Es gibt ausgefeiltere Berechnungsmethoden für die Entropie, die beispielsweise häufige Änderungen der Zeichenart positiv bewerten.
Im Allgemeinen wird eine Entropie von mindestens 60 Bits als relativ sicher angesehen. Höhere Werte zu erzielen kann aber auch nicht schaden.
Das Dilemma - Wie soll ich mir das alles merken?
Was ein komplexes und starkes Kennwort ausmacht, wissen wir also. Entscheidend für die Sicherheit ist aber auch, dass man für jeden Online-Dienst ein individuelles Kennwort vergibt. Da drängt sich schnell die Frage auf, wie man sich denn all diese komplexen Kennwörter merken soll. Es ist doch schon schwierig genug, sich ein einziges einzuprägen. Was kann man also tun? Immer das selbe Kennwort mit leichten Abwandlungen zu verwenden, ist eine schlechte Idee.
Notieren Sie sich Ihre Kennwörter ganz einfach in einem Notizbuch, welches Sie an einem sicheren Ort zu Hause verwahren, idealerweise in einem Tresor. Ein anderer sicherer Ort ist natürlich auch gut, nur sollten sie das Notizbuch nicht in der Schublade neben dem PC liegen lassen. Sie sollten das Notizbuch besser nicht mit auf Reisen nehmen, wo es Ihnen abhandenkommen könnte. Das bedeutet aber auch, dass Sie keinen Zugriff auf Ihre Kennwörter haben, wenn Sie unterwegs sind. Sie können dann Ihre Online-Dienste unterwegs also unter Umständen nicht nutzen.
Auf alle Fälle besser, als überall das selbe schwache Kennwort zu verwenden. Der Nachteil liegt natürlich auf der Hand: Sollte jemand Unbefugtes das Notizbuch in die Hände bekommen, hat diese Person Zugang zu all Ihren Accounts.
Eine weitere Variante kann die Verwendung eines eigens ausgedachten Kennwort-Schemas sein. Hiermit kann man es schaffen, dass man für jeden Online-Dienst ein individuelles starkes Kennwort hat und sich dennoch alle Kennwörter herleiten kann. Das Geheimnis liegt darin, dass man sich nur das Schema merken muss. Beispielsweise könnte ein Schema so aussehen:
Der Vorteil ist, dass man sich nur das Schema merken muss und man sich so jedes Kennwort herleiten kann. Es gibt aber auch einige Nachteile.
Kann man also machen, ist allerdings nur bedingt zu empfehlen.
Verwenden Sie eine Passwort-Datenbank wie z.B. KeePass. In dieser Datenbank können Sie alle Ihre Zugangsdaten verschlüsselt abspeichern. Sie müssen sich dann nur noch ein einziges Master-Kennwort merken, um diese Datenbank öffnen zu können. Weitere Vorteile sind:
Genauso wie das oben erwähnte Notizbuch sollte die KeePass-Datenbankdatei nicht verloren gehen (z.B. durch versehentliches Löschen oder Festplattendefekt). Es ist daher wichtig, Sicherungskopien von der Datei anzulegen.
Umgang mit Sicherheitsfragen
Manche Online-Dienste zwingen die Benutzer zur Angabe einer Sicherheitsfrage und der dazu gehörigen Antwort. Beispielsweise wird einem diese Sicherheitsfrage dann gestellt, wenn man seine Zugangsdaten zu dem Online-Dienst vergessen hat und man sein Kennwort zurücksetzen möchte. Was eigentlich einen zusätzlichen Sicherheitsaspekt darstellen soll, stellt häufig allerdings eine Schwachstelle in der Sicherheit dar. In den meisten Fällen muss man sich entscheiden zwischen "Wie war der Mädchenname Ihrer Mutter?", "Wo sind Sie geboren?" oder "In welcher Straße sind Sie aufgewachsen?". Die Antworten auf diese Fragen wissen nicht nur Sie selber und lassen sich leicht von Angreifern herausfinden. In der heutigen Zeit haben Sicherheitsfragen eigentlich ausgedient. Genauso wie Kennwörter können Sie bei einer Datenpanne gestohlen werden und sind zu leicht zu recherchieren.
Wenn Sie um die Angabe einer Sicherheitsfrage nicht herumkommen, überlegen Sie sich am besten eine Antwort, die mit der Sicherheitsfrage gar nichts zu tun hat. Beispielsweise könnten Sie auf die Frage "In welcher Straße sind Sie aufgewachsen?" mit "Gummibärchen" antworten.
Sollte man das Kennwort häufig wechseln?
Am 01. Februar ist jedes Jahr der "Ändere-dein-Passwort-Tag", an dem dazu aufgerufen wird, seine Kennwörter zu ändern. Tatsächlich ist das anlasslose häufige Ändern eines Kennworts eher ein Sicherheitsrisiko, da man dazu neigt, Muster zu verwenden, nur kleine Variationen eines vorherigen Passworts erstellt oder die Kennwörter weniger komplex werden. Wenn man bereits ein starkes Kennwort verwendet, ist eine Änderung des Kennworts nur notwendig, wenn es z.B. einen Hinweis darauf gibt, dass es in die Hände von unbefugten Dritten gelangt ist, oder falls Ihr Gerät mit Schadprogrammen infiziert wurde.
Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA)
Zwei-Faktor-Authentifizierungen stellen eine zusätzliche Absicherung eines Online-Accounts dar. Um sich bei einem Dienst anzumelden benötigt man nicht nur seinen Benutzernamen und Kennwort, sondern zusätzlich noch einen sogenannten zweiten Faktor. Zwei-Faktor-Systeme können auf verschiedene Arten umgesetzt sein, je nach Anbieter gibt es Unterschiede. Beispielsweise kann beim Anmeldeversuch eine SMS mit einem einmaligen Bestätigungscode an ihr Smartphone geschickt werden. Der zweite Faktor kann aber auch eine Chipkarte, TAN-Generator, USB-Token, oder ein One-Time-Password (OTP) Generator sein.
Die meisten Online-Dienste bieten mittlerweile Zwei-Faktor Authentifizierungen an. Es lohnt sich, in den Anmelde- oder Sicherheitseinstellungen des Dienstes nachzusehen.
Der Nachteil ist, dass man den Zugang zu seinem Online-Account verliert, sollte der zweite Faktor verloren oder kaputt gehen. Hier kann man allerdings vorbeugen, wenn man mehrere (verschiedene) zweite Faktoren für einen Dienst hinterlegt.
Online-Accounts, die besonders sensible persönliche Daten beinhalten, sollten Sie sicherheitshalber mit einem zweiten Faktor absichern. In Kombination mit einem starken Kennwort sind Ihre Online-Accounts dann sehr gut gesichert.
Unsere Empfehlungen
Zufälliges Kennwort erzeugen
Wortliste nach dem Diceware-Verfahren erzeugen:
Ihr erzeugtes Kennwort:
Kennwortsicherheit überprüfen
Hier können Sie ein Kennwort eingeben, um zu Demonstrationszwecken die Entropie und Kennwortstärke ermitteln zu lassen.
Die eingegebenen Daten werden nicht zu uns übertragen. Die Überprüfung wird direkt in Ihrem Browser durchgeführt. Dennoch sollten Sie hier lieber nicht ihr richtiges Kennwort eingeben. Die Berechnung der Kennwortstärke erfolgt mit Hilfe des Algorithmus von zxcvbn.
Den Unterschied zwischen Online- und Offline-Brute-Force-Attacken können Sie hier nochmal nachlesen.
Ihr Kennwort:
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